Mein Name ist Fabian Vistorin und ich studiere im 7. Semester "Intelligent Systems Design" an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Ich habe mich im Rahmen von Erasmus+ entschieden, ein Auslandssemester zu machen: Tallinn als Hauptstadt von Estland war hierfür meine erste Wahl.
Warum Tallinn/Estland?
Vielleicht war es das richtige Bauchgefühl, welches mir diese wunderbare Zeit verschafft hat. Vielleicht war es der Fakt, dass ich wegen des Erasmus-Programms in Europa bleiben wollte und ich dann für mich Estland und Norwegen in Erwägung gezogen habe. Mit einem Blick auf die voraussichtlichen Lebenserhaltungskosten gewann Estland schließlich um Haaresbreite. Abgesehen davon hat die Technische Universität Tallinn (TalTech) mit ihrem Vorlesungsangebot und dem allgemeinen Webseitenauftritt einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht.
Die Universität und das Studieren
Mein Ersteindruck durch die Webseite hat mich nicht getrübt. Im Gegenteil, er wurde schon sehr schnell übertroffen. Die Uni ist super modern, hat selbstfahrende Busse auf dem Campus und ist gleichzeitig halb im Wald. In der Woche vor den ersten Vorlesungen finden über zwei Tage hinweg die Orientierungstage statt. Bei diesen lernt man Kerti Sömnez kennen, die Auslandskoordinatorin der TalTech, von welcher man davor schon zahlreiche E-Mails und Informationen erhalten hat. Innerhalb dieser zwei Tage bekommt man allerlei Infos über bestimmte Kurse, die Universität an sich und das Leben in Tallinn.
Danach ging es dann ans Studieren. Da gibt es auch konkrete Unterschiede zu Deutschland: Es gibt Kurse, die nach sechs Wochen vorlesungstechnisch zu Ende sind, Pass/Fail-Assessments und Vorlesungen, in denen man innerhalb der ersten zwei Wochen das ganze Fach abschließen kann, wenn man sehr viel Zeit reinsteckt.
Die Stadt Tallinn
Tallinn liegt an der Ostsee im Nordwesten Estlands und ist mit 430.000 Einwohnern eine recht überschaubare Hauptstadt. Sie ist trotz der langjährigen sowjetischen Besatzung sehr west-europäisch geprägt, sehr sauber und hat eine der am besten erhaltenen Altstädte Europas. Für das Auslandssemester muss man sich in Tallinn wohnhaft melden (genaue Infos kommen von Kerti), und wenn man dies gemacht hat kann man kostenlos mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren.
Wohnen, Essen, Feiern
Gewohnt habe ich sehr günstig in einem Hostel, dem Endla 4. Dieses nimmt über den Verteiler von Kerti Kontakt zu einem auf und wenn man schnell genug die Kaution überweist, muss man sich um die Wohnsituation keine Gedanken mehr machen. Ich habe in einem Zweibettzimmer gewohnt und mir mit 67 Personen aller Nationen eine Küche und das Badezimmer geteilt. Es war nicht immer einfach, es war eine sehr schöne und herausfordernde Zeit zugleich und ich würde es jederzeit wieder so machen. Dort habe ich die Leute getroffen, mit denen ich auf Reisen gegangen bin und gefeiert habe. Feiern ist ein großer Bestandteil dieses Semesters gewesen, es gab wöchentlich mindestens drei Partys, vor allem für Erasmus-Studenten.
Man kann in Estland wirklich sehr gut Essengehen und Einkaufen, dafür muss man aber ähnlich viel Geld einplanen wie in Deutschland. Die estnische Küche im Allgemeinen unterscheidet sich nicht wirklich sehr von der Deutschen und ist sehr fleischlastig.
Reisen
Das mit Abstand Beste an meinem Auslandssemester war die Möglichkeit, so viel zu reisen. Tallinn ist die perfekte Basis, um den Osten und den Norden zu erkunden. So habe ich innerhalb von fünf Monaten Finnland, Russland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Lettland, Litauen, Polen und natürlich Estland bereist. In Polen war ich auf meiner Rückreise allein unterwegs und ansonsten immer mit Freunden. Wir haben zusammen so viele Erfahrungen in so vielen Ländern gesammelt, das hat diese Zeit am meisten geprägt!
Fazit
Ich habe mich in Tallinn die gesamte Zeit sehr wohl gefühlt und werde auch sicher nochmal zurückkommen. Ich kann jedem nur empfehlen, nach Tallinn zu kommen und ähnliche Erfahrungen zu machen, wie ich es tun durfte.
Ein Beitrag von Fabian Vistorin, 7.Semester "Intelligent Systems Design" vom 10.02.2020.