Wie bist Du auf Deine Geschäftsidee gekommen? Gab es irgendwelche Schlüsselmomente?
Lykaia entstand aus meiner Fitnesskarriere. Während meines Studiums nahm ich an Bodybuilding Wettkämpfen teil und entwickelte im Rahmen einer Wettkampfdiät das "Protein Goatmeal", ein kalorienarmes, aber lang sättigendes Frühstück. Es enthält ein Protein aus A2 Milch, welches auch für empfindliche Menschen sehr gut verträglich ist. Schnell fand dieses Frühstück über mein Umfeld und Instagram sehr viel Anklang und ich mischte es in Form eines Instantmixes in meiner eigenen Küche ab, um es an Freunde und Interessierte zu verteilen. Durch mein Masterstudium "Technical Entrepreneurship and Innovation" bekam ich zur selben Zeit wertvolle Werkzeuge an die Hand, die mir von der Idee bis zur Selbstständigkeit helfen sollten. Ich wurde ermutigt, die Idee bei Pitch Wettbewerben vorzustellen. Einer davon war der Accelerator Startup Innolab aus Dortmund, welcher von der Idee überzeugt werden konnten und mich im ersten Jahr als Berater und Kontaktvermittler unterstützte. Bei den Pitch Wettwerben traf ich auch auf Robin. Er war zuvor Mitgründer in einem Startup, welches Riegel aus Insektenprotein herstellte. Robin stieg mit ein und gemeinsam gründete wir Anfang 2020 Lykaia-Nutrition.
Neben dem Protein Goatmeal verkaufen wir heute auch viele weitere Produkte, wie das reine Ziegenprotein oder einen Kakao und einen Kaffee mit funktionellen Pilzen wie Chaga und Reishi. Diese Heilpilze haben eine uralte Geschichte und werden schon seit Jahrhunderten in verschiedensten Kulturen als natürliche Medizin und Leistungsoptimierer angewendet.
Inwieweit hat Dich Dein Studium an der HSHL unterstützt?
Da meine Begeisterung für Naturwissenschaften, speziell für die Bionik immer schon groß war, wählte ich den Bachelorstudiengang "Materialdesign – Bionik und Photonik". Meine Bachelorarbeit schrieb ich im Bereich der Biokunststofftechnik und die Projektarbeit über Aquaponik Systeme (Fisch- und Pflanzenkultivierung in einem zusammenhängenden System). Mein Interesse an einer nachhaltigeren und hochwertigeren Gestaltung der Zukunft, insbesondere im Bereich der Ernährung, war also immer schon vorhanden. Da ich mich aber in Zukunft meiner Tätigkeiten nicht als reine Wissenschaftlerin, Ingenieurin oder Laborleiterin sah, wählte ich für den Masterabschluss einen Studiengang, welcher mir so viel Freiheiten wie möglich bot. Die fand ich in keinem Studiengang besser als im Master "Technical Entrepreneurship and Innovation".
Was sind aus Deiner Sicht die Herausforderungen als Start-up? Was würdest Du anderen Gründungsinteressierten mit auf den Weg geben?
Wenn du eine gute Idee hast, fang an neutrale Leute aus deiner potenziellen Zielgruppe nach ihrer Meinung zu fragen. Lass dich dabei nicht entmutigen, sondern versuchen einfach dir ein klareres Bild von deinem Geschäftsmodell zu machen. Menschen sind häufig skeptisch mit Dingen, die sie nicht kennen, das liegt in unserer Natur. Aber was du anders machen willst, ist am Ende vielleicht deine Stärke – wir kannten anfangs auch nicht viele Leute, die Pilz Kaffee trinken oder Ziegenprotein essen. Von daher ist unser bester Rat: einfach machen! Hauptsache du fängst an. Egal wie schlecht oder langsam die Dinge laufen, wenn du etwas machst, bist du immer noch weiter als jeder, der es nicht einmal versucht. Deine Geschäftsidee und deine Zielgruppe verfeinern sich meistens erst bei der Umsetzung. Hier sammelt man so viele Erfahrungen, dass am Ende auch etwas ganz anderes daraus entstehen kann, was vielleicht total genial ist, aber wo du zu Beginn niemals draufgekommen wärst.
Wo steht Dein Unternehmen heute und was wünschst Du Dir für die Entwicklung im nächsten Jahr?
Was die Produktpalette betrifft, arbeiten wir an weiteren hochwertigen, alternativen Proteinquellen. Für die Zukunft planen wir ein Mykoprotein sowie weitere Produkte mit funktionellen Pilzen. Wir versuchen außerdem auch alle Ideen, die unsere Kundinnen und Kunden haben, zu berücksichtigen. Denn unser Ziel ist es gute Produkte zu schaffen, die nicht nur uns, sondern auch anderen Menschen ehrlich helfen können.
Derzeit versuchen wir vor allem einen neuen Verpackungshersteller zu finden, der unseren Ansprüchen an Klimaneutralität und Design gerecht wird. Zukünftig wollen wir auch die Transportwege verbessern und so kurz und umweltschonend wie möglich zu halten. Dafür haben wir bereits ein Experiment in der Nähe von Lippstadt gestartet, wo wir unseren eigenen glutenfreien Hafer für das Goatmeal angebaut haben. Im Frühjahr ist außerdem ein Projekt im Wald geplant, bei welchem wir auf anfallendem und nicht mehr zu verwertendem Holz unsere eignen Pilze kultivieren möchten. Falls du Interesse hast hier mitzuwirken, kannst du dich gerne bei uns melden.
Beitrag von HSHL-Absolventin Jana Baltscheit, die an der HSHL "Materialdesign - Bionik und Photonik" und "Technical Entrepreneurship and Innovation" studiert hat.