Differenzialdiagnostik via Mikrochip
Ein Mikrochip, der mit Hilfe weniger Bluttropfen die Leukämiediagnose einfach und schnell in der Praxis ermöglicht, ist das Ziel eines Forschungsprojektes der Hochschule Hamm-Lippstadt und des Dortmunder Unternehmens iX-factory GmbH. Mittels der so genannten "Lab-on-a-chip"-Technologie sollen spezifische Antikörper die Diagnostik von akuter myeloischer Leukämie (AML) und akuter lymphatischer Leukämie (ALL) ermöglichen. Hierfür werden Knochenmark- bzw. Blutproben auf das zu entwickelnde Mikrosystem gegeben, die Antikörper binden an die erkrankten Zellen und lösen nach weiteren Prozessschritten ein Signal aus. Entscheidender Vorteil gegenüber der herkömmlichen, aufwändigen Laboranalyse ist der erhebliche Zeitgewinn. Je früher die genaue Diagnose feststeht, desto früher kann die Behandlung der aggressiven Krebserkrankung beginnen. Viele Patient*innen könnten davon profitieren: Rund die Hälfte der jährlich 11.400 Neuerkrankten in der Leukämie leiden an den akuten Formen AML oder ALL. Ermöglicht wird das Forschungsprojekt durch 175.000 Euro Fördermittel im Rahmen des Programms "Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand", Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.
Die beiden Kooperationsmitglieder Hochschule Hamm-Lippstadt und iX-factory GmbH haben für das Projekt ihre unterschiedlichen Kompetenzen in den Bereichen Medizin, Biologie und Medizintechnik vereint. In den Laboren der Hochschule werden die Oberflächenmoleküle für den Mikrochip charakterisiert. Projektleiterin Prof. Dr. Lara Tickenbrock arbeitet gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Kirner, Inhaber der Professur für Chemie und Bio-Mikrostrukturtechnik, und Dr. Antje Hascher, wissenschaftliche Mitarbeiterin, an der Entwicklung des "biologischen Identifikationssystems" für den Chip. Die technische Entwicklung des Mikrochips liegt in den Händen der Dortmunder iX-factory GmbH. Der Anbietende von technischen Dienstleistungen für die Mikro- und Nanotechnologie hat sich unter anderem auf das so genannte "Lab-on-a-Chip" spezialisiert.
Unterstützt wird das Forschungsprojekt durch Univ.-Prof. Dr. med. Carsten Müller-Tidow, der am Universitätsklinikum Münster den Schwerpunkt Leukämien leitet. Er wird das Forschungsteam mit seiner langjährigen Erfahrung begleiten. Auch in die Lehre der Hochschule Hamm-Lippstadt ist das Projekt eingebunden: Studierende der "Biomedizinischen Technologie" haben die Möglichkeit, Projekt- und Bachelorarbeiten zur Thematik zu verfassen.
Das Forschungsprojekt war bis 30. April 2015 angelegt. Derzeit werden die Ergebnisse ausgewertet und der Abschlussbericht wird in Kürze publiziert.